Bemerkenswert ist, dass bis zum Jahre 1892 die Schmölener Verstorbenen ebenfalls auf dem alten Bennewitzer Friedhof bestattet wurden. Für Schmölen hat Pfarrer Lauschke erst am 23. Oktober 1892 den Friedhof eingeweiht.
Für Heimatforscher ist der alte Bennewitzer Friedhof eine Chronik, die von der Orts- und Zeitgeschichte ebenso erzählen kann, wie alte vergilbte Fotoalben, auch wenn nur wenige Grabsteine erhalten geblieben sind und vieles auf den Steinen infolge Verwitterung kaum noch lesbar ist. Gustav Schellhorn, der Autor des Heimatbuches „Zur Geschichte der Dörfer Bennewitz mit Schmölen, Deuben, Grubnitz und Nepperwitz“ konnte vor rund 80 Jahren auf den Grabsteinen noch mehr erkennen als wir heute. Damals schrieb er folgendes.
Unter einem Grabstein ruht die Jungfrau Sophie Wilhelmine Busch. Sie starb im Jahre 1845 als einziges Kind des Gasthofbesitzers Christian Friedrich Busch (Gasthof zum Schwarzen Mann). An der Friedhofsmauer in der Nähe des Eingangstores erblickt man die Grabstätte des 1866 verstorbenen Besitzers der Altenbacher Tonwarenfabrik Eugen Hülsmann und seiner Gattin Herta, geb. Nathusius, gestorben 1885, einer Tochter des ehemaligen Wurzener Gerichtsamtsmannes Nathusius. Sieht man sich weiter um, bemerkt man südseitig der Kirche ein freistehendes manneshohes Denkmal aus Sandstein. Hierbei handelt es sich um das Grabmal des ehemaligen Oberförsters Schmidt und seiner Gattin aus dem Gut Niederschmölen (Oberförsterei). Das Gut Niederschmölen befand sich in unmittelbarer Nähe der ebenfalls schon lange nicht mehr existierenden Neumühle. Die Vorderseite dieses Denkmales zeigt ein Waldhorn, die Rückseite einen Hirschfänger, die Abzeichen des Jägers.
Beides ist heute noch zu erkennen, die in Stein gemeißelten Inschriften leider nicht mehr. Gustav Schellhorn konnte damals die Inschriften gerade noch lesen und hat sie uns in seinem Heimatbuch hinterlassen.
Hier ruht in seinem Erlöser
Herr Karl Gottlieb Schmidt,
Hofjäger und Oberförster im Amt Wurzen,
Erbamt Grimma. Er erblickte die Welt in Lenz bei Chemnitz,
- 12.4. 1754, verheiratete sich mit Frau Henriette Sophie verehelicht gewesene D. Jäßing geb. v. Kessinger und
und zeuget mit ihr 1 Sohn und 1 Tochter, die ihnen beide
im Tode vorausgegangen. Er vollendete d. 21. Januar 1827 auf
seinem Gute Niederschmölen, nachdem er dem Hause Sachsen
Und auf der Rückseite:
Hier ruht eine müde Pilgerin
Frau Henriette geb. v. Kessinger, Witwe des Herrn Hofjäger
und Oberförster Schmidt zu Niederschmölen
geb. d. 25. 3. 1760; gest. d. 11. 6. 1847
Leicht sei ihr die Erde!
Hierzu ist noch zu erwähnen, dass zu Oberförster Schmidts Zeit im Planitzwald Hofjagden des sächsischen Königs abgehalten worden und dass Schmidt beim Anrücken der Franzosen am 16. Oktober 1813 (Völkerschlacht bei Leipzig) sein einsam gelegenes Anwesen Niederschmölen verlassen hatte und nach Wurzen geflüchtet war. Er kam vom Regen in die Traufe; denn er verlor bei der Plünderung Wurzens durch die Kosaken sein ganzes bewegliches Vermögen, das er nach Wurzen geschafft hatte und es hier in Sicherheit glaubte.
Bemerkenswert ist noch die an der Westseite der Kirche angebrachte Platte mit folgender Inschrift:
William Kinnaird Jenkins
born at Dundee April 21, 1778
died at Schmölen August 25, 1850
Aus dem Englischen übersetzt heißt das:
William Kinnaird Jenkins
geboren in Dundee am 21. April 1778
gestorben in Schmölen am
- August 1850
Dundee liegt in Schottland nördlich von Edinburgh.
Aus einer Anmerkung zu den Todesnachrichten von 1850 ist zu entnehmen, dass Herr Jenkins ein Kaufmann aus London war und im Alter von 72 Jahren in Schmölen verstorben ist. Er war mit seinem Sohn, einem englischen Geistlichen, in Schmölen beim Rittergutsbesitzer Dr. Pohl zu Besuch und war dort an Darmverschlingung gestorben. Er wurde in einem ausgemauerten Grabe (Gruft) an der Westseite der Bennewitzer Kirche beerdigt.
Auch an der Südseite der Bennewitzer Kirche befand sich eine ausgemauerte Gruft. In ihr ist ein Mann beigesetzt worden, der die Gerichtsbarkeit vom Gut Niederschmölen erlangte. Das war der Freiherr von Botzheim über den der Nepperwitzer Pfarrer Kästner im Kirchenbuch folgende Anmerkung hinterließ: „Als Oberförster Karl Erhardt im Jahre 1799 an den Folgen des Trunkes starb und keines seiner Kinder das stark verschuldete Gut Niederschmölen (Oberförsterei) übernehmen wollte, wurde es ums Meistgebot verkauft. Major Freiherr von Keller auf Rittergut Schmölen hat es für seinen Schwager, den Freiherrn Friedrich Ludwig von Botzheim, für 800 Reichstaler erstanden. Derselbe wohnte aber nur ein Jahr in der außerhalb Schmölens liegenden Oberförsterei und zog dann krankheitshalber zu seinen Verwandten in das Rittergut Schmölen. Freiherr von Botzheim war ungeachtet seines äußerst kleinen und ganz verwachsenen Körpers einer der größten Geschäftsmänner seiner Zeit und Präsident aller Gerichtshöfe des regierenden Fürsten von Nassau-Weilburg. Durch die Revolutionskriege der Franzosen ist er aber, wie sein Fürst selbst, genötigt worden, alles zu verlassen und Zuflucht bei seinem Schwager, dem Major Freiherr von Keller auf Rittergut Schmölen zu suchen.
Nicht zu übersehen ist das Denkmal der im 1. Weltkrieg gefallenen Bennewitzer Männer. Drei Blöcke aus rotem Rochlitzer Porphyr mit jeweils einer vor jedem Block stehenden Tafel weisen die Namen der 45 Gefallenen und Vermissten auf. Für ewig sollten die Namen in Stein gemeißelt erhalten bleiben. Doch die Wirklichkeit sieht anders aus. Bereits 100 Jahre später ist kaum noch ein Name zu erkennen.
Fotos und Text: Günther Geißler
Quelle: Heimatbuch zur Geschichte der Dörfer Bennewitz mit Schmölen, Deuben, Grubnitz und Nepperwitz.
Gustav Schellhorn, 1938