Die steigenden Bevölkerungszahlen und die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt Wurzen spielten auch für die Bahn eine große Rolle. Bei den Volkszählungen in Wurzen wurde das Wachstum ersichtlich.
im Jahre 1834 3.800 Einwohner
1849 4.869 „
1852 5.301 „
1855 5.621 Einwohner
1858 5.991 „
1861 6.408 „
Der Arbeitsstandort Leipzig wurde durch die Bahnverbindung auch für das Wurzener Umland attraktiv. Die Fahrgastzahlen stiegen anfangs rasch an und pendelten sich in den folgenden Jahren ein.
Die Personenfrequenz zwischen den Städten betrug zum Beispiel:
von Leipzig nach Wurzen von Wurzen nach Leipzig
Klasse I. II. III. I. II. III.
146 2.534 11.239 241 2.630 10.167
1841 ges. 13.919 Personen ges. 13.038 Personen
135 4.326 28.818 102 4.111 26.940
1849 ges. 33.279 Personen ges. 31.153 Personen
65 2.286 18.200 87 2.151 18.575
1850 ges. 20.551 Personen ges. 20.813 Personen
36 2.330 18.808 56 2.368 16.682
1851 ges. 21.174 Personen ges. 19.106 Personen
62 2.534 18.708 63 2.264 17.051
1852 ges. 18.304 Personen ges. 19.378 Personen
109 2.594 17.472 108 2.272 16.744
1860 ges. 20.175 Personen ges. 19.124 Personen
Die Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Compagnie selbst konnte den Bewohnern der anliegenden Gemeinden neben Tätigkeiten beim Bahnbau weitere neue Arbeitsmöglichkeiten anbieten. Zum Betrieb der Eisenbahn wurden Arbeitsplätze für Bahnhofspersonal, Personen- und Güterexpedition, Maschinenpersonal und Wagenpersonal sowie für die Bahn- und Gebäude-Unterhaltung mit technischen Beamten und Reparatur- und Bewachungspersonal geschaffen. In den Einwohnerverzeichnissen unserer Ortschaften sind Tätigkeiten der Bahnbeschäftigten aufgeführt. Diese wurden z.B. als Blockwärter, Bahnwärter, Bahnarbeiter, Bahnvorarbeiter, Feuermann (Heizer), Stationsarbeiter, Streckenwärter, Stationsassistent, Stationsvorstand, Weichenwärter, Weichensteller, Hilfsweichensteller, Schaffner, Bahnsteigschaffner, Hilfsbahnsteigschaffner und Güterbodenarbeiter bei der Bahn beschäftigt.
In unseren Ortschaften waren bei der Bahn angestellt:
Personen aus Altenbach Bennewitz Deuben Schmölen Zeititz
im Jahr mit Mark Ottendorf
1899 5 17 2 1 1
1902 9 18 4 1 1
1905 9 16 1 1 1
1909 8 9 6 1 0
Zu den Arbeitsbedingungen konnte man in „Lueger Lexikon der gesamten Technik 1904“ lesen: „Die Dienstdauer der Eisenbahnbetriebsbeamten hat man aus Gründen der Menschlichkeit und um die Betriebssicherheit zu erhöhen durch einschränkende Bestimmungen einer willkürlichen Ausdehnung entzogen.“
Nach Übernahme des Betriebes und der Verwaltung der Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Compagnie durch die Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen 1876 wurde nach mehrmaligen Anläufen der Personenverkehr mit der Personenhaltestelle Altenbach zum 1. Oktober 1894 eröffnet. Die Personenhaltestelle lag gegenüber der Hülsmann-Villa. Auf Grund der unübersichtlichen Lage der Fluren Altenbach, Bennewitz, Deuben und Mark Ottendorf zur Bahnstrecke und des Einflusses Hülsmanns wurde Altenbach als Stationsname festgelegt.
Bei späteren Erweiterungen bzw. Neubauten änderte sich der Stationsname Altenbach in Bahnhof Altenbach, Bahnhof Bennewitz-Altenbach, Bahnhof Bennewitz, Bahnhof Wurzen-West und Haltepunkt Bennewitz. Der Neubau am Dorfe Altenbach (1913) wurde zum Haltepunkt Altenbach.
Im Geschäftsbericht der Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Compagnie für das Jahr 1841 wird die täglich zweimalige Abfertigung der Frachtgüter per Bahn angezeigt. Weiterhin wird schon eine Verladestelle für Frachtgüter in Bennewitz, die Leipzig zugeordnet war, aufgeführt. Nutzer waren Unternehmen des Umlandes.
Die Tonwarenfabrik Altenbach war dabei das wichtigste Unternehmen. Mit der rasanten Entwicklung der 1845 gegründeten Tonwarenfabrik Carl & Gustav Harkort, später von Eugen Hülsmann übernommen, nahm auch der Güterverkehr spürbar zu.
Das Schreiben der Fa. Hülsmann Tonwaren vom 26.04.1902 sagt darüber aus:
Der Güterumschlag und der Personenverkehr behinderten sich gegenseitig in den folgenden Jahren immer mehr. Deshalb wurden Forderungen zur Erweiterung der Bahnanlagen von der Firma Hülsmann gestellt.
Es dauerte aber noch Jahre, bis der Bahnhof Altenbach in den 1920er Jahren zu einem vollwertigen Bahnhof für Personen- und Güterverkehr ausgebaut wurde. Dabei wurden die Bahnsteige verlegt, der Personentunnels und das Empfangsgebäudes mit Dienstwohnungen errichtet und die Gütergleise mit Ladestraße erweitert.
Quellen: Geschäftsberichte der Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Compagnie
Hauptstaatsarchiv Dresden, Deutsche Reichsbahn,
Reichsbahndirektion Dresden, Orte A-J
Einwohnerverzeichnis der Ortschaften des Königlichen Amtsgerichtsbezirkes Wurzen
Frank Schulze