Einen eigenen Messpriester, nur für diese Kapelle, bezahlte die Gutsherrschaft selbst.
Nach der Reformation in Sachsen ordnete man 1538 Schmölen dem Pfarramt Nepperwitz zu. Da aber die Kapelle nur für die Herrschaft bestimmt war, mussten die Schmölener Einwohner bis zum Jahre 1862 nach Deuben in die Kirche gehen, wenn sie die Predigt des Pfarrers hören wollten, denn in der Kirche Bennewitz wurden nur zu besonderen Anlässen Gottesdienste gehalten. Erst nach 1862 war die Kapelle für jedermann zugänglich. Der Nepperwitzer Pfarrer hielt monatlich einen Gottesdienst und der Schmölener Lehrer hatte dazwischen alle 14 Tage einen Lesegottesdienst anzubieten.
Infolge starker Zunahme der Bevölkerung trennte man ab 1. Oktober 1897 die Dörfer Bennewitz und Schmölen von Nepperwitz ab und sie erhielten einen eigenen Pfarrer mit Sitz in Bennewitz. In beiden Orten wurde ab diesem Zeitpunkt an jedem Sonn- und Festtag ein Gottesdienst gehalten. In der Folgezeit ab 1945 bis heute verringerte sich die Gottesdienstfolge wesentlich. Eine stark sinkende Gemeindegliederzahl ist der Grund für eine Zuordnung weiterer Dörfer und Pfarramts-zusammenlegungen. Der jetzige Baukörper der Kapelle stammt wohl aus dem 17. Jahrhundert (Aufbau nach dem 30 - jährigen Krieg). Die Kapelle stand frei mitten im Hof des großen Rittergutes. Dies verdeutlicht ein Foto aus der Zeit um 1930, als fast alle Gebäude noch existierten.
Für 1815 ist eine Ausgabe von 14 Talern für die Reparatur der Uhr, die vermutlich 1799 eingebaut wurde, nachweisbar. Sie war mit einem Viertel- und einem Stundenschlagwerk ausgerüstet. Das Uhrwerk gibt es nicht mehr, aber das restaurierte Ziffernblatt an alter Stelle angebracht, soll heute wieder an die Uhr erinnern.
1834 fand eine größere Baumaßnahme statt, wozu das Brandkataster für Schmölen (von 1854) folgendes ausweist: „Herrschaftliches Kapellengebäude mit im Dach aufgesetztem ca.13 Ellen (7,36 m) hohen Dachreiter. Turm mit Blech eingedeckt; sonst Ziegel; 1834 erbaut“. Hierbei könnte es sich um ein 1834 erbautes neues Dach mit Turm für die Kapelle handeln. Ebenfalls wird die Glocke als im Jahre 1834 gegossen und mit einem Gewicht von einem dreiviertel Zentner (37,5 kg) erwähnt. Auch für die Emporen, den Altar und die Kanzel wird die Jahreszahl 1834 angegeben. Gegenüber heute waren es allerdings drei Emporen. Eine befand sich noch auf der Nordseite über der Tür, wegen der sie etwas höher eingebaut war. Die schmale dreistufige Treppe für den Höhenausgleich existiert heute noch auf der Mittelempore. Der Emporenabbau könnte 1904 mit der Innenrenovierung zusammengefallen sein.
Hierzu muss noch folgendes angemerkt werden:
Die in einigen Publikationen angegebene Erneuerung 1853, die sich auf die auf der Wetterfahne befindliche Jahreszahl gründet, sieht Herr Jäger, vom Staatsarchiv Leipzig skeptisch. In dem 1854 entstandenen Brandkataster, dessen Erfassungen vor Ort gemacht werden mussten, wäre seiner Meinung nach eine Erneuerung nur ein Jahr zuvor nicht unberücksichtigt geblieben. Der Rittergutsbesitzer hat die Eintragungen in der vorliegenden Form auch bestätigt. Herr Jäger geht eher von der im Brandkataster angegebenen grundlegenden Erneuerung 1834 aus. Demnach wäre die Jahreszahl 1853 in der Wetterfahne nicht korrekt.
Bereits 1897 musste der baufällig gewordene Turm wieder abgetragen und die offene Stelle verschlossen werden. Im Jahre 1902 ließ die Gutsherrschaft eine vermutlich am Herrenhaus angeschlossene Dampfheizung in der Kapelle installieren. 1904 folgte eine stilvolle Innenerneuerung. Nachdem die Kapelle zehn Jahre turmlos stand, bekam sie 1907 wieder einen Turm und eine neue Glocke. Im 2.Weltkrieg, um das Jahr 1944, musste die Glocke abgenommen werden, um als Rohstoff für Kriegsmaterial zu dienen. 1944 im Februar brannte die durch Phosphorbomben entzündete Fachwerkscheune ab. 1952/53 wurden Wirtschaftsgebäude und Ställe, von denen die Kapelle teilweise noch umgeben war, abgerissen. Nur Kapelle und Herrenhaus blieben bis heute stehen.
Nach 85 Jahren, in denen sich auch die politischen Verhältnisse mehrmals geändert hatten, konnte die inzwischen zur Ruine verkommene und im Inneren demolierte Kapelle 1992 saniert werden. Wegen knapper Gelder erstreckte sich die Instandsetzung allerdings bis 1999. Der Turm wurde originalgetreu nachgebaut und mit Kupferblech verkleidet. Das Dach erhielt eine neue Ziegeldeckung, das Gebäude einen neuen Innen- und Außenputz inklusive Anstrich. Fenster, Tür und Stühle, sowie eine neue Elektroinstallation komplettierten die Sanierung. Die jetzige kleine Glocke stammt aus der Kirche Bennewitz und kam 1992 in den neu aufgesetzten Turm. 1993, das Jahr der Fertigstellung der Außensanierung, wurde in die neue vergoldete Wetterfahne zusätzlich eingestanzt.
Text u. Foto: Günther Geißler
Mitarbeit: Volker Jäger
Quellen:
-Neue Sächsische Kirchengalerie, Ephorie Grimma, links der Mulde, Verlag von Arwed Strauch 1911.
-Brief von Frau Siegrid Brüggemann-Schulz an das Baubüro Böhm vom 25.10.1992.
Das historische Foto stammt aus der ehemaligen Druckerei Bode in Wurzen.