Der Gasthof Bennewitz befand sich ursprünglich seit dem 16. Jahrhundert in der Leipziger Straße im Gutshof (heute Dorfplatz mit Jugend- und Freizeittreff „Werner Moser“).
Im Jahre 1875 entschloss sich der damalige Besitzer des Gutshofes, Emil Busch, die Gastwirtschaft aufzugeben und auch den Hof zu verkaufen.
Der Pächter des Gasthofes, Friedrich Mank, wollte diesen aber fortführen und baute auf der gegenüberliegenden Seite der Straße das heutige Gebäude. Durch den Anbau eines großen Saales entwickelte sich der Gasthof unter dem Namen „Zum Schwarzen Mann“ zu einem Vergnügungslokal. Es fanden viele Veranstaltungen, wie Kirmes, Alpen- und Strandfeste und andere der damaligen Zeit entsprechenden Vergnügungen statt. Auch eine Kegelbahn wurde rege genutzt. In einer Anzeige im Einwohnerbuch von Wurzen 1930 werden auch eine Benzin-Tankstelle, sowie ein „Auto im Hause“ aufgeführt. Nach 1945 wurde das Haus von der HO weitergeführt.
In den fünfziger und sechziger Jahren fanden in dem Saal mit der hervorragenden Akustik viele hochkarätige Konzerte und Chorauftritte statt. Besondere Ereignisse waren immer die Auftritte des Bennewitzer Volkschores unter der Leitung von Albrecht Wagner, wobei auch Teile des Gewandhausorchesters mitwirkten. Auch für andere Arten von Veranstaltungen wurde der Saal genutzt. So war zum Beispiel im Jahr 1965 eine Rassekatzen- und Kaninchenauststellung zu sehen.
Im Jahre 1975 kaufte die Gemeinde Bennewitz das Haus und 1985 wurde es nach umfangreicher Rekonstruktion als Kulturhaus „Walter Neuber“ wieder in Betrieb genommen. Am 19. September 1985 fand dort die große Festveranstaltung zur 650-Jahrfeier von Bennewitz statt.
Nach einer Schließung im Jahr 1994 konnte der Gasthof Bennewitz 1996 wieder eröffnet werden.
Zuletzt wurde das Haus von März 2009 bis zum Jahr 2012 von Familie Eckl geführt.
Sicher haben Sie, liebe Leserinnen und Leser, auch ganz persönliche Erinnerungen an den Gasthof Bennewitz.
Dass es dort mitunter auch ziemlich turbulent herging war in der „Wurzener Zeitung“ von 1892 zu lesen:
Bennewitz: Am 1. Mai gab es im Gasthof „Zum Schwarzen Mann“ hier, woselbst öffentliche Tanzmusik stattfand, ein Scharmützel. Zwei Arbeiter und der Gemeindediener wurden die zum Saal führende Treppe hinabgestürzt, glücklicherweise ohne erhebliche Verletzungen davonzutragen, und Herr Gastwirt Mank erhielt im Gedränge einen Stoß ans Bein, welcher in ihm alles andere als angenehme Empfindungen hervorrief. Und an dem allen trug die Schuld das unschuldige Maifestzeichen, ein Sinnbild der Einigkeit und des Friedens, dessen Anblick Herr Mank nicht hatte ertragen können und das ihn in höchste Aufregung versetzt hatte.
Am Donnerstag fand die Sache ein Nachspiel vor dem Schöffengericht, wobei einer der Misshandelten, der sich des Hausfriedensbruchs schuldig gemacht und seinen Stiefelabsatz in unangenehme Berührung mit den Beinen des Wirtes gebracht haben soll, zu 2 Monaten und 14 Tagen Gefängnis verurteilt wurde.
Zwei Monate wurden für die Körperverletzung und zwei Wochen für den Hausfriedensbruch ausgeworfen. Laut mündlicher Verkündigung stützt sich das Urteil auf die Aussagen des Gastwirts Mank und seines Bruders, sowie des Gutsbesitzers Krause. Der letztere bekundete ausdrücklich, dass sich der Angeklagte umgedreht und dem Wirt mit dem Fuße einen Stoß versetzt habe, während der Gemeindediener, welcher den Angeklagten am Arme führte, ehe er mit die Treppe hinab spediert ward, dies bestritt.
Ein anderer zu Gunsten des Angeklagten aussagender Zeuge, der in der Verhandlung vom Vorsitzenden gefragt wurde, ob er Sozialdemokrat sei und diese Frage bejahte, wurde gar nicht vereidet; auch war die Ladung zweier weiterer Entlastungszeugen vom Vorsitzenden des Gerichtshofes, Herrn Oberamtsrichter Reichenbach, abgelehnt worden. Der Verurteilte wird Berufung gegen das Urteil einlegen.
„Wurzener Zeitung“ vom 26.06.1892
Soweit ein Blick in die Vergangenheit, für die Zukunft alle guten Wünsche für das Haus und seine neuen Bewohner.
E. Otte (2017)