Zahlreiche Einwohner trauten sich deshalb nicht mehr, die unter dem Turm gelegene Betstube aufzusuchen. Das darauf eingeholte Gutachten des Maurermeisters Gottlob Nitzschke aus Brandis hielt fest, dass die Mauern, worauf der Turm ruhte, völlig gerissen und auseinandergegangen seien. Das war schon im Hinblick darauf, dass das Glockengerüst mit den drei Glocken auf diesen schadhaften Mauern ruhte, sehr problematisch. Deshalb hielt es Nitzschke für zwingend notwendig, den Turm abzusteifen und die Mauern weitestgehend von Grund auf zu erneuern, um den Einsturz des Turmes und der Kirche zu verhindern. Der mit einem Kostenvoranschlag beauftragte Maurermeister erkrankte aber kurz darauf schwer, weshalb das Vorhaben stockte, bis der Maurermeister Johann Christian Wagner aus Grimma damit betraut wurde. Die in seinem Anschlag enthaltenen Kosten von 682 Talern überstiegen aber das Kirchenvermögen, das lediglich 187 Taler betrug, bei weitem.
Die am 16. Juni 1794 zusammengetroffenen Vertreter der eingepfarrten Orte Leulitz und Zeititz brachten eine Reihe Einwände gegen die beabsichtigte Baumaßnahme vor. So hatten sie in den letzten sieben Jahren dreimal durch Hagelschläge große Ernteverluste erlitten, so dass sie sogar ihr Brot selbst kaufen mussten. Bereits 1750 hatten sie das Pfarrgebäude komplett neu errichten müssen und 1766 sämtliche Schulgebäude. Deshalb sahen sie sich außerstande, etwas zum Kirchenbau beizutragen, zumal beide Dörfer nur aus 16 Nachbarn und 17 Häuslern bestanden.
Die daraufhin an den Kirchenrat zu Dresden gesandte Bitte um Unterstützung kam postwendend mit dem Auftrag zurück, sich zunächst an das zuständige Konsistorium Leipzig zu wenden. Das wies den Pfarrer und Superintendenten zu Grimma, Carl Gottfried Riedel, an, die vorgesehene Baumaßnahme unverzüglich durchzuführen und die dafür erforderlichen Gelder durch Anlagen von den Eingepfarrten einzunehmen, die zusätzlich noch Spann- und Handdienste leisten sollten. Es blieb ihnen aber freigestellt, die Genehmigung für eine zur Bestreitung der Kosten zu verwendende Kollekte einzuholen. Diese erhielten sie auch für die Gebiete der Diözesen Grimma, Eilenburg und Delitzsch. Bis zum Januar 1795 erbrachte die Kollekte in der Inspektion Grimma 131 Taler. Die in den einzelnen Dörfern und Städten erbrachten Summen lagen zwischen 15 Groschen und 20 Talern. Die Inspektion Eilenburg steuerte 50 Taler bei, die Inspektion Delitzsch 34 Taler. Immerhin kam so eine Summe zustande, die das vorhandene Vermögen der Leulitzer Kirche überstieg.
Die noch offenen Kosten und Arbeitsleistungen sollten nun die Eingepfarrten aufbringen. Dabei stellten sich insbesondere die Einwohner von Altenbach quer, die ihren Anteil verweigerten. Erst nach einer klaren Anordnung des Konsistoriums Leipzig fanden sie sich dazu bereit.
So konnten die Baumaßnahmen beginnen. Die Leulitzer Kirchenbaureparaturrechnung vom März 1795 bis März 1796 wies Ausgaben in Höhe von 345 Talern aus, die für das restliche Jahr 1796 nochmal 60 Taler. Der überlieferte schriftliche Vorgang endet 1799 mit der Zahlung der für die Baumaßnahme angefallenen Gebühren und Auslagegelder an den Superintendenten in Grimma.
(Quelle und Reproduktion: Staatsarchiv Leipzig)
Volker Jäger, 2019