Sie waren als Wassermühlen in den Anfängen in der Regel mit den Burgwarden verbunden, womit Püchau und Wurzen die ersten Mühlenstandorte gewesen sein dürften. Mühlen bilden nicht selten Überreste von Orten, die aufgegeben wurden und wüst geworden sind. Beispiele aus der Wurzener Umgebung sind die Tauchnitz- und die Siedewitzmühle, aber wohl auch die Schickemühle, die alle den Namen der betreffenden wüsten Mark tragen.
Da der Bau einer Mühle von jeher beträchtliche finanzielle Mittel erforderte, wurde dem jeweiligen Erbauer bereits vor Jahrhunderten das erbliche Recht zugestanden, dass in einem bestimmten Umkreis alle bei ihm mahlen lassen mussten. Dieser Mahlzwang war deshalb sehr gewinnbringend. Als zu Beginn des 16. Jahrhunderts ein Hochwasser die Püchauer Mühle vernichtete, traten deren Besitzer das Mühlenrecht an den Meißner Bischof Johann VI. ab, der auf seinem Territorium linksseitig der Mulde die Neu- oder Obermühle bei Schmölen errichten ließ. Sie sollte für die Dörfer links der Mulde von Püchau bis Bach dienen, welcher Umstand dazu führte, dass die Zahl der Mühlen dort bis in das 19. Jahrhundert hinein sehr begrenzt blieb. Rechts der Mulde boten sich auch schon durch die zahlreichen Wasserläufe günstigere Bedingungen.
Einen deutlichen Einschnitt in die Entwicklung der Mühlen brachte der Dreißigjährige Krieg, in dessen Folge zahlreiche Mühlen zerstört wurden oder verfielen. Ein Visitationsbericht aus dem Jahr 1683 hielt für das Gebiet des Stiftsamtes Wurzen 49 inspizierte Mühlen fest. Eine Übersicht von 1721 weist 36 Wasser- und 8 Windmühlen aus. In Verbindung mit den Reformen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, konkret mit einem Gesetz von 1838, wurde der Mahlzwang abgeschafft. Danach nahm die Anzahl der Mühlen beträchtlich zu. Während bis in das 18. Jahrhundert hinein die Wassermühlen deutlich überwogen, kehrte sich zum 19. Jahrhundert hin das Verhältnis langsam um. In dessen Mitte machten die Windmühlen im Wurzener Raum bereits ca. 60 % aus. Dampf- bzw. Kunstmühlen bildeten bald eine ernst zu nehmende Konkurrenz gegenüber den herkömmlichen Mühlen. So existierten um 1917 auf dem Gebiet des späteren Kreises Wurzen nur noch 49 Wasser- und Windmühlen, deren Zahl bis zu den 1940er Jahren auf 33 sank. Dieser Prozess beschleunigte sich nach dem 2. Weltkrieg noch, nicht zuletzt bedingt auch durch die Vergenossenschaftlichung. 1982 existierten im gesamten Bezirk Leipzig mit seinen 13 Kreisen nur noch 130 Mühlen.
Die Geschichte der Mühlen aufzuarbeiten, stößt auf vielerlei Schwierigkeiten. Abgesehen von fehlenden oder unvollständigen schriftlichen Belegen ist auch zu berücksichtigen, dass vor allem aus Holz gebaute Windmühlen nicht selten an einen anderen Standort versetzt wurden, abbrannten oder in anderer Form wieder entstanden. Dennoch lassen sich zahlreiche Mühlen unserer Umgebung in ihrer Geschichte sehr weit zurückverfolgen.
In Deuben hat es in früher Zeit eine Wassermühle gegeben, die in einer Urkunde des Bischofs Withego von 1340 erwähnt wird und im Volksmund Meixmühle hieß. Sie scheint aber während des Dreißigjährigen Krieges eingegangen zu sein. Die Anfang des 16. Jahrhunderts errichtete Neu- und Obermühle bei Schmölen und der auf ihr liegende Mühlenzwang beschränkte allerdings die Entwicklung von Mühlen in Bennewitz und seinen Ortsteilen erheblich. Eine Übersicht von 1510 weist eine Mühle in Rothersdorf aus, wobei der Bischof von Saalhausen als Grundherr angeführt wird. Diese Mühle scheint später – vielleicht im Dreißigjährigen Krieg – eingegangen zu sein. Zumindest deutet ein Kaufeintrag aus dem Jahr 1772 darauf hin, nach dem Johann Gottlieb Adler vom Trebsener Rittergutsbesitzer Vincent Baumann eine Windmühle erwarb, die erst wenige Jahre zuvor errichtet worden war. Dessen Witwe kaufte sie 1792 im Rahmen der Erbauseinandersetzung. 1801 folgte ihr Johann Carl Gottlob Kaden als Besitzer, 1820 Gottlob Ehrenfried Geiler. Zwischen 1826 und 1828 gab es mehrere Eigentümerwechsel, in deren Folge Johann Gottfried Samuel Ehrenberg die Mühle für 1.625 Taler erstand. Von dem Besitz waren jährlich 6 Taler an Erbzinsen an das Rittergut Trebsen zu entrichten, 6 Neugroschen und 4 Pfennige Martinszins und 2 Pfennige Johanniszweier an den Pfarrer in Trebsen, 1 Neugroschen und 6 Pfennige an den Schullehrer und 2 Neugroschen und 8 Pfennige an die Brückengeldeinnahme Wurzen. 1846 übernahm Johann Gottlob Günther die Rothersdorfer Mühle.
Volker Jäger, 2018