So brachten z. B. die im Zusammenhang mit der Anlegung der B 6-Umgehungsstraße durchgeführten Grabungen wichtige Erkenntnisse. Nahe des Muldenschutzwalles fanden sich Grubenhäuser und Keramikscherben, insbesondere aber auch Öfenreste und Werkzeuge, die auf die Zeit zwischen 300 und 500 nach Christus datiert wurden. Der slawische Ringwall von Deuben liegt in seiner Entstehung zwischen 800 und 1000 n. Chr. Die nur noch in wenigen Resten erhaltene Wasserburg in Leulitz ist um die 1000 Jahre alt. Für unser Territorium gibt es aber auch Einzelfunde bereits aus der Jungsteinzeit (ca. 2800 bis 2200 v. Chr.).
Schriftliche Belege für die Existenz von Orten sind dagegen deutlich jünger. Zu den überlieferten Unterlagen zählen Urkunden und Urkundenkopien in den sog. Kopialbüchern, chronikalische Aufzeichnungen, Steuer- und Abgabenregister u. v. a. m. Sie werden in den Archiven verschiedener Träger verwahrt. Da 1485 das Gesamtarchiv der wettinischen Landesherren zwischen den Albertinern und Ernestinern aufgeteilt wurde, befinden sich heute neben der urkundlichen Überlieferung im Hauptstaatsarchiv Dresden auch wichtige Unterlagen für die frühe Geschichte unserer Ortsteile im Hauptstaatsarchiv Weimar.
Bei den Bennewitzer Ortsteilen betrifft der früheste Beleg Pausitz. Die Chronik des Bischofes Thietmar von Merseburg erwähnt für das Jahr 974 den Ort „Bucithi“. In einer Urkunde vom 18. September 991 wird er „Buszi“ genannt. Darin bestätigt König Otto III. einen Tausch, nach dem Graf Becelin das Dorf Nerchau und Erzbischof Giseler von Magdeburg das Dorf Pausitz erhält.
Die nächste Ersterwähnung folgte erst im 13. Jahrhundert für Leulitz (Lulytz) und Zeititz (Schyzytz). Am 10. November 1284 beurkundete Markgraf Heinrich, dass die Gerichtsbarkeit im Wurzener Land Bischof Withego I. und der Kirche zukomme, und bezeichnete die Gerichtsgrenzen. Dabei wurden auch die zwei genannten Orte erwähnt.
Die Ersterwähnungen von Bennewitz, Deuben und Grubnitz finden sich in einem Bedeverzeichnis der Ämter Leipzig und Naunhof zu Walpurgis (1. Mai) 1335. Die Bede war der Vorläufer der späteren Landsteuer und wurde zu diesem Zeitpunkt mit großer Wahrscheinlichkeit bereits regelmäßig jährlich erhoben. Der auf einem Gut liegende jährliche Zins bildete zugleich die Berechnungsgrundlage für die Bede. Bonewicz hatte als jährlichen Zins an den Markgrafen zu Meißen zehn Groschen zu entrichten, Duben ein Schock = 60 Groschen und Grubenewicz 40 Groschen.
Abb. Bedeverzeichnis von 1335 (Hauptstaatsarchiv Dresden)
Als Jahr der Ersterwähnung von Schmölen (Smolin) wurde bisher das Jahr 1451 betrachtet. Am 27. Juli dieses Jahres verlieh Kurfürst Friedrich II. Bischof Caspar von Schönberg das Dorf und das Vorwerk Schmölen mit allen dazugehörigen Rechten. In einem im Hauptstaatsarchiv Dresden verwahrten Kopialband fand sich aber eine bereits auf 1404 zu datierende Erwähnung.
Altenbach, Bach, Nepperwitz und Weißenborn werden zuerst in zum Ernestinischen Gesamtarchiv (Hauptstaatsarchiv Weimar) gehörenden Rechnungen aus dem Jahr 1421 erwähnt.
Für Rothersdorf ist eine Lehnsurkunde aus dem Jahr 1516 maßgebend, die sich im Hauptstaatsarchiv Dresden befindet.
Wie am Beispiel Schmölen zu sehen ist, sind Daten zur Ersterwähnung nicht in Stein gemeißelt. Weitere Forschungen können durchaus auf andere, noch ältere Unterlagen stoßen, die den bisherigen Stand revidieren.
Die Anfänge der Orte spiegeln sich auch in ihren Namen. Bei vielen Ortsteilen benennen sie den Anführer der Siedler, manchmal auch besondere Merkmale des Ortes.
Altenbach: Vom mittelhochdeutschen bach „fließendes Gewässer“ kommend, bedeutet der Name „Ältere Siedlung am Bach“. Den gleichen Ursprung hat der Name des Ortsteils Bach.
Bennewitz: Bonovici bedeutet im Altsorbischen Leute eines Bon, wobei hier eine Verbindung zum Heiligennamen Bonifatius vorliegen dürfte, in der Bedeutung „der Gutes Verheißende, Bewirkende“. Eine andere mögliche Erklärung ist die Herleitung vom altsorbischen Bonovica zu bon „nasser Boden“, niedersorbisch bon „nasse Wiese, nasser Rasen“.
Deuben: Der Name kennzeichnet ein besonderes Merkmal des Ortes und kommt von Dub'no „Eichenort“, also „Siedlung im Eichwald“.
Grubnitz: Grubanovici kennzeichnet die Leute eines Gruban, der aus der Wurzel gruby „grob, ungebildet“ kommen dürfte.
Leulitz: Vom altsorbischen L'ul' „einlullen, in den Schlaf singen“ kommt dieser Name und bedeutet „Siedlung der Leute eines L'ul'a“. Möglich ist aber auch die Herleitung vom altsorbischen L'ulica' „Ort, wo Taumelloch (Bilsenkraut) wächst“.
Nepperwitz: Der Name setzt sich aus dem urslawischen ne/ni „nicht, nein“ und por „Streit“ zusammen und bedeutet „Siedlung der Leute eines Nepor“.
Pausitz: Vermutlich kommt der Name vom Vornamen Budislaw, altsorbisch budzie „wecken“ und kennzeichnet die „Siedlung der Leute eines Buz“.
Rothersdorf: Der Name dürfte „Dorf eines Rother/Ruthart“ bedeuten und setzt sich eventuell aus dem gotischen hroteigs „Sieg“ und althochdeutschen hart „tapfer“ oder mittelhochdeutschen hari „vornehm“ zusammen.
Schmölen: Der Name leitet sich vom obersorbischen/niedersorbischen smola „Harz, Pech, Teer“ ab und bedeutet „Ort, wo Harz, Pech oder Teer gefunden oder bearbeitet wird“.
Weißenborn: Vom mittelhochdeutschen wicz „weiß, hell, klar“ und born „Quelle“ stammend, bedeutet der Name „Zur weißen, klaren, hellen Quelle“.
Zeititz: Vom altsorbischen čiž „Zeisig“ abgeleitet, bedeutet der Name „Zeisigort“ oder „Siedlung der Leute eines Čiž“.
Volker Jäger (2017)